Philosophie Lexikon der ArgumenteHome | |||
| |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
---|---|---|---|
Johann Gustav Droysen über Verstehen – Lexikon der Argumente
Gadamer I 216 Verstehen/Droysen/Gadamer: Die philosophische Bedeutung von Droysens Historik liegt eben darin, dass er den Begriff des Verstehens aus der Unbestimmtheit ästhetisch-pantheistischer Kommunion, die er bei Ranke hat, zu lösen sucht und seine begrifflichen Voraussetzungen formuliert. Die erste dieser Voraussetzungen ist der Begriff des Ausdrucks(1). Verstehen ist Verstehen von Ausdruck. Im Ausdruck ist ein Inneres unmittelbar gegenwärtig. Das Innere aber, „das innerliche Wesen“ ist die erste und eigentliche Realität. Gadamer: Droysen steht hier ganz auf cartesianischem Boden und in der Nachfolge Kants und Wilhelms von Humboldt. Das einzelne Ich ist wie ein einsamer Punkt in der Welt der Erscheinungen. Aber in seinen Äußerungen, vor allem in der Sprache, grundsätzlich in allen Formen, in denen es sich Ausdruck zu geben vermag, ist es kein einsamer Punkt mehr. Es gehört der Welt des Verständlichen an. Historisches Verstehen ist mithin nicht von grundsätzlich anderer Art als sprachliches Verstehen. Wie die Sprache hat auch die Welt der Geschichte nicht den Charakter eines reingeistigen Seins. Droysen: »Die ethische, die geschichtliche Welt verstehen wollen, heißt vor allem erkennen, dass sie weder nur doketisch noch nur Stoffwechsel ist«(2). Gadamer: Das ist gegen den platten Empirismus Buckles gesagt, aber es gilt auch umgekehrt gegenüber dem geschichtsphilosophischen Spiritualismus etwa Hegels. >Geschichte/Droysen. Gadamer I 221 Der Begriff des Verstehens behält nun trotz aller Vermittlung für Droysen das Kennzeichen einer letzten Unmittelbarkeit.(Vgl. >Forschung/Droysen). »Die Möglichkeit des Verstehens besteht in der uns kongenialen Art der Äußerungen, die als historisches Material vorliegen.« »Den Menschen, menschlichen Äußerungen und Gestaltungen gegenüber sind wir und fühlen uns in wesentlicher Gleichartigkeit und Gegenseitigkeit« (§ 9). Wie das Verstehen das einzelne Ich mit den sittlichen Gemeinsamkeiten verbindet, denen es angehört, so sind auch diese Gemeinsamkeiten selber, Familie, Volk, Staat, Religion, als Ausdruck verständlich. >Sinn/Droysen. 1. Vgl. auch unten S. 341 f. , 471 f. und Bd. 2 der Ges. Werke, Exkurs VI, S. 384ff. 2. Droysen (ed. Rothacker). S. 65. - - - Wright I 153 Verstehen/Droysen/Wright, G. H.: (J.G. Droysen, Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte, 1857 S. 25): Unser historisches Verstehen ist ganz dasselbe, wie wir den mit uns Sprechenden verstehen._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Droys I J. G. Droysen Grundriss der Historik Paderborn 2011 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 WrightCr I Crispin Wright Wahrheit und Objektivität Frankfurt 2001 WrightCr II Crispin Wright "Language-Mastery and Sorites Paradox" In Truth and Meaning, G. Evans/J. McDowell Oxford 1976 WrightGH I Georg Henrik von Wright Erklären und Verstehen Hamburg 2008 |